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Aufarbeitung Junior 108 K  Baujahr 1959!

Arbeitsauftrag: Traktor soll komplett erneuert werden, aber man darf es ihm danach nicht ansehen!

Wie das gehen soll? Nun, die Vorgabe war gewesen, dass eben der Traktor ein altes Familienerbstück, welches vom Großvater in dessen letzten Tagen noch einmal neu gestrichen wurde und wir nun die "Patina" des Opas nicht verändern durften, weil damit sämtliche familiären Erinnerungen verbunden waren. Da der kleine Junior aber ansonsten auf dem wirklich allerletzten Loch gepfiffen hat, mußten nun kurzerhand die Spezialisten vom Rotnasenland Ihre heilenden Hände anlegen!

Die kleine Rotnase traf Anfang Oktober per Trailer bei uns ein und wurde nach gründlicher, gemeinsamer Inaugenscheinnahme und ausführlicher Probefahrt durch unseren Werkstattleiter auch sogleich in Angriff genommen! Schließlich sollte er an Weihnachten wieder zu Hause im Hunsrück sein. Als Erstes bauten wir die völlig ausgeschlagene Vorderachse ab und zerlegten diese in sämtliche Ihrer Bestandteile. Dazu mußten auf beiden Seiten die jeweils oberen und unteren Messingbuchsen der Achsschenkel heraus geschlagen werden! Dies geht nur mit roher Gewalt und Erhitzen der Achsschenkelaufnahmen. Bei der runden "PORSCHE" Vorderachse der ersten Generation bis Baujahr 1959 werden 4 Buchsen mit 32er Innenmaß verwendet. Wir hatten Glück und konnten wenigsten die alten Achsschenkel wieder verwenden. Nach dem Einpressen der neuen Messing Lagerbüchsen, werden diese mit der Reibaale ausgerieben, um später das Lenken des Traktors nicht unnötig zu erschweren! Bevor man die Radnaben aber wieder an die Achse baut, sollte man zuvor noch die beiden Radlager (sowohl das Innere Ringkegellager 30 206DIN720, als auch das Äußere 30 205Din720) auf jeder Seite erneuern! Damit ist dann nämlich für gerade mal hundert Euro mehr Materialeinsatz gewährleistet, daß nach der beschwerlichen Arbeit auch wirklich kein Vorderrad mehr eiert, wackelt, oder gar seltsame Geräusche von sich gibt! Schwieriger wird es bei der Überarbeitung des Mittelachsbolzens! Viel der vermeindlichen Hobbyrestaurateure machen an dieser Stelle gar nichts und verweisen dann auf das hohe Alter Ihrer Arbeitsmaschine und das dies doch völlig normal sei! Nun gut, deren Sache. Das sind dann die vermeindlich Top restaurierten Fahrzeuge, deren neue Besitzer völlig verzweifelt, anschließend bei uns Rat suchen. In nahezu 90 Prozent der Fälle ist auch der Mittelachsbolzen ausgeschlagen und muß überarbeitet werden! Da dies aufgrund der fehlenden Buchse in der alten Achse nicht möglich ist, (die neuere Ausführung/bergische Achse sieht an der Stelle eine Buchse vor) wenden wir einen Trick an! Wir drehen den Mittelachsbolzen ab, schieben ihm eine Reparaturhülse über und gleichen den Abstand, der jetzt noch vorhanden ist, weil meistens auch schon der eigentliche Achskörper in Mitleidenschaft gezogen wurde, durch einen Keil aus, den wir uns aus einem der zuvor aus den Achsschenkeln geschlagenen alten Buchsen anfertigen, aus! Genial einfach und funktioniert! Nachdem nun die Vorderachse wieder zusammen war und am Torso angebracht, erneuerten wir noch alle vier Achsmanschetten, machten die Spurstangen wieder gangbar und beweglich, tauschten die Schmiernippel gegen neue aus, befüllten die Staubmanschetten mit frischem Fett und somit war der erste Teil dieser "Überarbeitung erfolgreich durchgeführt! Jetzt bot sich natürlich in direktem Anschluß die Lenkung mitsamt Lenkgetriebe zur Überholung an! Hierzu wurde wieder zuerst alles ausgebaut und in seine Bestandteile zerlegt! Wir hatten leider das Pech, daß wir nicht nur mit einer Reinigung und neuen Dichtungen davon kamen. Leider war unsere Lenkung so ausgeschlagen, daß sogar das Kegelritzel schon völlig abgeschürft war und die TÜV gerechte Wiederherstellung der Lenkeigenschaften unseres kleinen Rackers nur durch den Austausch des selbigen wieder herzustellen war. Gut, dass wir ein gut gefülltes Gebrauchtteilelager haben. Das zu erneuernde Kreuzgelenk, die Lagerbüchse unterhalb des Lenkrades, sowie die beiden Dichtungen am Lenkgetriebeausgang und am Lenkgetriebegehäuse, sowie der Radialdichtring der Größe 28x40x7 und der 0 Ring v5-838 sind im einschlägigen Handel oder über uns zu beziehen! Nach erfolgreicher Instandsetzung der Lenkung war unser kleiner Junior nun wieder, zumindest auf der Vorderachse, wie Neu! Jetzt konnten wir uns im dritten Schritt der Aufarbeitung der Hinterachse widmen! Nein Herr Hoffmann, an der Hinterachse hab ich nix gemacht, erzählte mir vor Kurzem ein Mann am Telefon, der mir seinen vermeindlich soeben komplett und top restaurierten Junior zum Kauf angeboten hat! Die war ja trocken, da war keinerlei Arbeit erforderlich! Sorry, aber solche Sprüche sind zum Mäusemelken! Entschuldigung, aber diese Dinger sind alle über fünfzig Jahre alt! Und selbst wenn sie nach langer Standzeit vermeindlich trocken sind und keine Soße herausläuft. Das ist wie mit einem alten Rotwein. Wenn der dreißig Jahre aufrecht steht und der Korken ausgetrocknet ist, können Sie auch nicht erwarten, das er dicht geblieben ist, oder? Gut, dann wäre dies auch geklärt! Und damit mir die ganzen Hinterhofschrauber und schnelles Geld Macher mal wieder die Knochen verfluchen können, hier noch mal ganz deutlich: Fragen Sie bitte, bevor Sie Ihren vermeindlichen Traum Traktor kaufen unbedingt nach und lassen Sie sich dies auch in den Kaufvertrag schreiben! Sind ALLE Wellendichtringe in der Hinterachse erneuert, oder nicht! So ein vermeintlicher Männertraum ist schon all zu oft zum Albtraum geworden! In der Hinterachse des Junior sind übrigens insgesamt sechs Radialdichtringe und acht Rillenkugellager verbaut! Dazu werde ich aber später noch genau zu sprechen kommen. Die Hinterachshälften bestehen jeweils aus drei Teilen. Das große Achsstück, welches direkt am Getriebe angeflanscht ist. Dort müssen wir den ersten Wedi der Größe 25x38x7 erneuern. Anschließend wird der Achsdeckel entfernt um den inneren Radialdichtring der Größe 35x50x10 zu erreichen und anschließend den äußeren, im Deckel befindlichen Radialdichtring mit STAUBSCHUTZLIPPE zu erneuern! Bei der Gelegenheit machen wir uns dann auch immer noch die Arbeit und erneuern sämtliche Rillen und Kegelrollenlager, die eine solche Hinterachse verbirgt! Immerhin sind es 8 Stück an der Zahl, die hier verbaut sind. Klar, ist dies ein enormer Mehraufwand und pro Seite auch mindestens hundert Euro mehr Materialaufwand! Aber wollen Sie hinterher nochmal anfangen? Wir hatten es in diesem Fall hier sogar mit einer abgewetzten Hinterachswelle zu tun, so ausgeleiert waren die Kugellager schon. Um das zu reparieren, mußten wir die Achswelle abdrehen und durch eine Reparaturhülse (Speedy Slive) wieder auf das alte Maß aufbauen. Bis die Aktion Hinterachse durch war, hatten wir drei Tage Arbeit und etwa 400 Euro Material versenkt! Allerdings inclusive der neuen Bremsbeläge, die bei der Gelegenheit selbstverständlich mit erneuert wurden.

Nun war der erste große Abschnitt, was diese Komplett Überarbeitung angeht erledigt! Wir widmeten uns nun dem Motor und seiner Zerlegung! Auch ein heikles Thema. Vor Allem, wenn man halbherzig dran geht. Leider kommt auch diese Tatsache in Zeiten der Geldgier und schnell mal die fette Kohle machen, sehr oft vor! Den Motor hat mein Vorgänger gerade erst vor 3 Jahren überholt, Herr Hoffmann! Alles wie neu! Läuft wie ein Uhrwerk, keine Frage, alles gut! Kennen Sie diese Sprüche auch? Alles gelogen und übertrieben. Und ich spreche aus eigener Erfahrung, das dürfen Sie mir glauben. Da hat mal jemand neue Kolbenringe eingezogen und den Einspritzdüseneinsatz erneuert, sowie die Glühkerze gereinigt und will uns das Ding jetzt als gerade frisch überholt verkaufen! Toll, nicht war? Egal, wir haben jedenfalles erst mal alles auseinander gebaut und gründlich von Oel, Fett und Rußrückständen befreit. Jetzt war alles klinisch sauber und wir konnten das ganze Ausmaß des Schadens erkennen. Man muß sich immer wieder wundern, wie lange so ein PORSCHE DIESEL doch zu laufen vermag. Das waren wirklich geniale Konstrukteuer, damals! Unser Motor war, zumindest obenrum, schlicht: Schrott! Der Kolben hatte Riefen und Abschürfwunden, die Kolbenringe tanzten Samba in Ihrem Bett und der Zylinderkopf hatte nicht nur einen Riss, er war eine einzige Kraterlandschaft. Ganz zu schweigen von den Ventilen und den dazu gehörigen Sitzen. Selbst die Pleuellager waren so stark abgerieben, dass uns das blanke Kupfer entgegen strahlte. Gott sei Dank lag wenigstens die Kurbelwelle innerhalb der Toleranzmaße und wir konnten uns auf das Zentrieren des Pleuelbolzens beschränken! Den Neuaufbau des Motors begannen wir auch genau an der Stelle. Kolbenbolzen justieren, (das machen wir inzwischen nun schon fast routinemäßig und Sie dürfen sich gerne im Bedarfsfall an uns wenden. Wir bekommen auch Ihren Motorschaden wieder hin!) neue Pleuellager eingesetzt, Pleuel eingebaut, Laufbüchse bzw. Rippenzylinder aufgesetzt, (auch dieser war zuvor beim Motor Instand Setzer und wurde auf das Maß des neuen Kolbens aufgehohnt) den mit neuen Kolbenringen ausgestatteten Kolben eingelassen und danach das Ganze Ding fixiert und nach Herstellerangaben aufgemessen. Vergessen Sie bitte nicht die Abstandsringe unter den Zylinder zu legen, sonst stimmt hinterher Ihr Maß nicht und er klopft sehr laut und läuft nicht mehr gescheit! Nun werden noch die ganzen Stößelstangen und Ventile zusammen gesetzt, die Scheiben und Muttern aufgesetzt und siehe da: ehe man es sich versieht, ist auch schon der Ventildeckel an der Reihe! Von wegen, so einfach ist das dann doch nicht. Alleine die Neuteile und Fremdarbeiten, haben fast 2.000 Euro verschlungen. Egal, der Kunde hat dafür jetzt einen general überholten Austauschmotor und sicher die nächsten vierzig Jahre seine Freude dran. Wir machen eben mal keine halben Sachen. Und wie gesagt: Falls Sie selber an der Stelle auch mal Hilfe brauchen? Anruf genügt!