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Rotnasenland® - Thomas K. Hoffmann - Hauptstraße 29 - D-66894 Käshofen - Telefon: +49 - (0)172-6820507 - info@rotnasenland.de

Totalrestauration eines großen Master 419!

Unsere Maßgabe war: Ihn kompromisslos, ohne Rücksicht auf Kosten, Aufwand und Nervenkostüm, besser als Neu zu bauen!

Das ist doch mal eine tolle Aufgabe, der Traum eines jeden Restaurators. Einfach aus dem Vollen schöpfen. Von allen verfügbaren Materialien, einfach immer nur die allerbeste Lösung wählen! Aber es ist natürlich auch eine riesige Herausforderung für uns, wenn es einfach nur Perfekt werden soll!

An dieser Stelle übrigens auch mal herzliche Grüße nach Bad Rothenfelde! Kennst Du den noch, Kurt? Hier kannst Du nun sehen, was wir aus dem alten Schrotthaufen zu machen, in der Lage sind. Beginn unserer Arbeiten war Ende Juli 2012 und der alte Diener hat es gerade mal noch geschafft, von selbst vom Anhänger zu humpeln, um dann mit einem müden Seufzer vor unserer Werkstatt zu kapitulieren. Nicht mal mehr zu einer kleinen Probefahrt ließ er sich überreden, so abgenudelt war der arme Kerl. An diesem Trecker war nun wirklich alles im Eimer, was auch nur irgendwie kaputt sein kann, an einem alten Traktor. Klaus, sei froh, dass der Kelch an Dir vorüber ging und Du mit einem vergleichbar blauen Auge davon gekommen bist!

Ankunft im Rotnasenland im Juli 2012! 

Erster Teil der Übung, Zerlegen des Traktors! Dies ist ja noch eine vergleichsweise leichte, wenn auch stets äußerst schmutzige und schweißtreibende Aufgabe. Aber wenn Ihnen mal so eine Master Vorderachse auf den Knochen gelegen war, dann bekommen Sie ganz von selbst den notwendigen Respekt davor. Aber wir wären ja nicht die Rotnasenländer, wenn wir davor Angst hätten, oder? Nebenbei bemerkt: Dies ist nun schon die sechste Vollrestauration eines dieser großen Masters in unserem Hause! Da wollen wir doch mal nicht meckern hier!

Nachdem der Traktor in seine Einzelteile zerlegt war, kommen diese in ein spezielles chemisches Tauchbad. Dort werden die Teile in einer speziellen Lauge etwa 24 Stunden eingelegt und gespült, um sie dann anschließend von Rost, Öl, alter Pampe, Spachtelmasse und Farbe gründlich gereinigt wieder der weiteren Bearbeitung zuzuführen. Dieser Prozess ist sehr materialschonend gegenüber dem herkömmlichen Sandstrahlverfahren und vor Allem werden hier wirklich alle Materialien, die nicht Blech, Guss oder Eisen heißen, rückstandslos entfernt. Nachdem wir die Teile dann wieder zurück in unserer Werkstatt hatten ging es auch schon direkt weiter mit der Vorbereitung der einzelnen Baugruppen in Bezug auf den vorsichtigen Zusammenbau und das Bearbeiten der Blechteile zur Vorbereitung für den Lackierer.

Selbst das Getriebe wurde komplett zerlegt und auseinander gebaut. Durch die Tatsache bedingt, dass sich die alte Schutzlegierung an der Innenwand des Getriebegehäuses teilweise abgelöst hatte, mussten wir handeln. Stellen Sie sich bitte folgendes Szenario vor: Sie kaufen einen alten Trecker, der vermeindlich Top restauriert ist und natürlich auch einen entsprechenden Top Preis hatte! Nach etwa drei Jahren läuft Ihnen aus unerklärlichen Gründen plötzlich Getriebeöl aus dem Bauch des Traktors! Und kein Mensch findet die Ursache dafür. Was nun? Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, aber ich kann Ihnen verraten, wie wir so etwas verhindern, wenn der Trecker aus unserer Traktorschmiede kommt. Alle Zahnräder raus aus dem Gehäuse. Das Gehäuse lupenrein sauber und farbrückstandslos reinigen. Mit spezieller Ölschutzlegierung bzw. Ölkammerfarbe auf 2 Komponentenbasis, das Innere des Gehäuses mühevoll von Hand (mehrfach) auspinseln und gut austrocknen lassen. Am Besten vor der Heizung oder in der prallen Sonne. Wie wir ja alle wissen, ist modernes Getriebeöl wesentlich agressiver zu altem Gußeisen, als Motoröl. Und wenn Sie nun diese Schutzlegierung nicht erneuern oder die alte Schutzschicht noch gut war, dann saugt sich der alte Grauguß im Laufe der Zeit mit Getriebeöl voll wie ein Schwamm.! Dieses Problem macht dann richtig Laune, wenn der frisch gemachte Trecker plötzlich leckt wie ein Kieslaster, oder? So perfekt vorbereitet geht es dann auch umgehend daran, die zwischenzeitlich gereinigten und kontrollierten Getriebezahnräder wieder in das Gehäuse zu puzzeln. Selbst wir brauchen dafür noch die alten Werksunterlagen der Firma ZF, um nichts durcheinander zu bringen. Selbstverständlich haben wir die Gelegenheit genutzt und für unseren Kunden die beiden schnellen Zahnräder besorgt und eingebaut. Wenn er schon mal so weit auseinander ist, dann ist dies ja schon fast eine Pflichtkür. Allerdings möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betonen, dass bei uns nur die schon damals verwendeten und auch erlaubten 28 KM/h Übersetzungen verbaut werden!!! Es gibt wohl auch schnellere Geschichten, die sind aber nicht nur verboten, sondern meines Erachtens auch völlig unverantwortlich und bei einem Unfall nicht auszudenken, wenn Ihnen bei 50 KM/h nur ein Hund vor den Trecker läuft!? Kinder sind ja Gott sei Dank eher selten unterwegs! Alles klar? Danke, für Ihr Verständnis!

Nach dem Zusammenbau des Getriebeblockes muss als nächstes die Bremse überholt werden, bevor die zwischenzeitlich komplett neu abgedichteten und mit neuen Lagern und Radialdichtringen ausgestatteten Hinterachshälften wieder angeflanscht werden können! Der Bernd Senger hat mir übrigens berichtet, dass sein Umsatz mit Wellendichtringen und Lagern, sowie Dichtungen und O Ringen sprunghaft angestiegen ist. Danke, dass Sie meine Ratschläge nicht nur lesen, sondern diese auch befolgen. Das sorgt in vielerlei Hinsicht für insgesamt bessere Traktoren und zufriedenere Besitzer von Selbigen und vor Allem auch für weniger Stress, wenn so ein Fahrzeug dann mal wieder verkauft werden sollte! Selbst die Jungs und Mädels der verschiedenen und über ganz Deutschland verteilten Junior Projekte des PDCE kommen zwischenzeitlich nicht mehr umhin, unseren Rat zu dem ein oder anderen Problemchen einzuholen! Wir helfen gerne und finden es auch in Ordnung, wenn man sich gegenseitig hilft und unterstützt. Denn nur so, kann unser wunderbares Hobby noch lange Spaß machen und die frechen kleinen Rotznasen für immer der Nachwelt erhalten bleiben. Mit Neid und Mißgunst ist nämlich in der Beziehung noch Niemand auf Dauer weit gekommen.

Am 10. Oktober war es dann soweit und wir durften den Torso wieder vom Lackierer abholen! Gute Arbeit Thomas, dass muss man Dir lassen. Und wir dachten doch eigentlich bei der letzten Master Restauration, es gäbe keine Steigerung mehr. Immer wieder toll mit anzusehen, wie so ein alter Schrotthaufen zu neuem Leben erwacht! Gleich nach dem Abladen gehen wir mit vereinten Kräften daran, sämtliche Klebebandreste und Plastikdeckel von den Öffnungen im Bauch des riesigen Torso zu entfernen und die Farbreste an den Stellen abzukratzen, wo eigentlich keine Farbe hingehört. Tags darauf werden auch schon die ersten Teile wieder an dem frisch lackierten Torso des dicken Kumpels angebaut und wir beginnen damit, die ersten Zylinderlaufbuchsen mit den frisch ausgebuchsten Pleuel und Kolben, selbstverständlich mit komplett neuen Kolben und Abstreifringen versehen, an Ihrem zukünftigen Platz zu platzieren und für den späteren Anbau mit Abstandsringen auf dem Torso zu fixieren. Das ist bei vier Zylindern gar nicht so einfach, bis da alles wieder aufeinander abgestimmt ist. Schließlich muss ja auch alles mit der Kurbelwelle und den Nocken übereinstimmen. An dieser Stelle übrigens mal ein Dankeschön an unsere Motoreninstandsetzer, die uns in diesem Moment extra einen Spezialisten zur Überwachung des Zusammen und Wiedereinbaues der Kurbelwelle und deren Abstimmung geschickt hat. So was macht auch nicht jeder Lieferant. Heute ist der 15. November und ich kann Ihnen voller Stolz berichten, dass unser Master 419 um 15 Uhr 32 die ersten selbstständigen Lebenszeichen von sich gab! Er lief zwar noch nicht, aber drehen kann so ein Motor ja bekanntlich auch ohne Sprit. Und zum Abdrücken der Kompression reichte es allemal. Übrigens drei mal 22 und einmal 25 Bar können sich glaub ich auch sehen lassen. Kommenden Montag werden wir dann mal die frisch überholten und versiegelten Doppelpumpen anschließen und die vier neuen Einspritzdüsen zur Tätigkeit anspornen. Batterie ist schon geladen und das mit dem Diesel klappt ja auch ohne Tank! Der ist nämlich noch zusammen mit den Blechteilen beim Lackierer in Leipzig und wartet, bis jemand Zeit hat, die Sachen dort wieder abzuholen. Dafür sind schon vier nagelneue Glühkerzen verbaut und der frisch überarbeitete und mit neuem Innenleben ausgestattete Anlasser wartet ebenfalls auf seinen ersten, großem Einsatz.

Das Fahrzeug wurde zwischenzeitlich fertiggestellt!

Wir glauben, der Besitzer dieses wunderschönen Fahrzeuges kann sehr zufrieden sein, mit dem Endergebnis und alle, die den Traktor auf der diesjährigen Retro Classik in Stuttgart bewundern konnten, werden uns dies gerne bestätigen!
Er wird im Übrigen auch an der großen Schweiz Ausfahrt des PDCE in diesem September als Teilnehmer dabei sein und dort zu bestaunen sein! Wir bedanken uns an dieser Stelle nocheinmal ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit und auch für das in uns gesetzte Vertrauen und wünschen viel Spaß und Freude mit dem "neuen" Porsche-Diesel Master!!

Mit den besten Grüßen aus dem Rotnasenland!

Der Traktor stand übrigens vom 07. bis 10. März diesen Jahres in Stuttgart auf unserem Stand der Retro Classiks und war der Star der Ausstellung. Weiterhin hat er inzwischen auch schon sehr erfolgreich an diversen Ausfahrten des ehrenwerten PDCE teilgenommen! Überall wo dieser Traktor auftaucht, wird er mit sehr großem Lob und Ehren empfangen! Ich möchte mich an dieser Stelle auch einmal recht herzlich bedanken, für den enormen Zuspruch und die zahlreichen Besucher aus den Reihen des Clubs, sowie vor Allem auch bei seinem neuen Besitzer, der mit mir in den letzten acht Monaten sämtliche Höhen und Tiefen, sowohl in meinem Nervenkostüm, als auch in seinem Geldbeutel, durchgestanden hat. In diesem Sinne......... Wir haben übrigens am 15. März 2013 den nächsten Master unter unsere Schraubenschlüssel genommen. Bericht dazu unter der Rubrik: Rotnasen Bestand/ Master 418!